Thursday 16.02.2023

Generalsanierung der Gustav-Heinemann-Brücke in Nürnberg

Vor 50 Jahren wurde die Gustav-Heinemann-Brücke in Nürnberg zur Überführung des Ostrings über den Wöhrder See erstellt. Eine Untersuchung gemäß Nachrechnungsrichtlinie bestätigte zwar die ausreichende Tragfähigkeit der Brücke, der allgemeine Bauwerkszustand war jedoch zunehmend kritisch und die Ausführung vieler konstruktiven Details entsprach nicht mehr dem Stand der Technik. Deshalb entschied sich die Stadt Nürnberg für eine Generalsanierung, einschließlich einer Verbesserung der Nutzung für Radfahrer durch Verbreiterung des Radweges. Das zur Zeit seiner Erbauung sehr umstrittene Bauwerk gehört inzwischen zum Stadtbild des Nürnberger Ostens und verbindet an beiden Ufern dynamisch wachsende Stadtteile. Gleichzeitig befindet sich die Brücke in der sehr sensiblen Wasserwelt des Wöhrder Sees, wo der Schutz von Fauna und Flora vorrangig zu beachten ist. Durch die zeitgemäße Sanierung des kompletten Überbaus und der Widerlager, einschließlich Kappen, Belag und Abdichtung, Bauwerksentwässerung, Spartenführung, Lager und ÜKO-s und weiterer Bauteile, sowie der verbesserten Zugänglichkeit des Hohlkastens soll die Brücke für die Zukunft wieder fit gemacht werden.

Die Gustav-Heinemann-Brücke ist ein dreifeldriges Spannbetonbauwerk mit Stützweiten von 57,70 – 85,00 – 57,70 m und somit der Gesamtlänge von L = 200,40 m. Die große Stützweite des Mittelfeldes ergab sich aus der Forderung, einer Kanu-Regattastrecke mit fünf Bahnen Platz zu bieten. Der Überbau besteht aus zwei voneinander getrennten, einzelligen Hohlkästen mit veränderlicher Bauhöhe, welche in Längs- und Querrichtung vorgespannt sind. Zwischen den beiden Überbauten besteht ein relativ großer Abstand von rund 1,70 m, abgedeckt durch Fertigteilplatten.

Im Rahmen der Generalsanierung musste eine Änderung des Regelquerschnitts der Brücke berücksichtigt werden, welche sich aus der neuen Aufteilung zwischen dem Fahrbahnbereich und dem Geh- und Radweg auf den Außenkappen ergab.

Die Erneuerungs- und Sanierungsarbeiten erfolgten in zwei Bauabschnitten, für die beiden Überbauten jeweils getrennt, wobei der öffentliche Verkehr in der gesamten Bauzeit aufrecht zu halten war. Die Sanierung der Brücke West begann Ende 2020, während der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen über die Brücke Ost geleitet wurde. Nach Umverlegung des Verkehrs auf den fertiggestellten Überbau West im Dezember 2021 erfolgte die Sanierung der Brücke Ost im Zuge des zweiten Bauabschnittes in analoger Weise.

Interessante Details:

  • vorgeschaltete Nachrechnung
  • zerstörungsfreie Spannglieduntersuchung mit Ultraschall
  • Zulagebewehrung für Kragarmverlängerung in Edelstahl
  • komplett neues Konzept für die Überbauentwässerung
  • Lagererneuerung bzw. teilweise Lagersanierung, neue ÜKO
  • neue Transportöffnungen in der Bodenplatte beider Hohlkästen vor den Widerlagern mit Einbau der erforderlichen Zugbänder (als schlaffe Bewehrung, deshalb Öffnung Abschnittsweise herausgeschnitten)
  • umfangreiche Betonsanierungen, neue Abdichtung, Belag und Kappen mit 4,80 m breitem Fahrradweg
  • Teilerneuerung der Widerlager und der Endquerträger
  • besondere Umweltauflagen da Brücke über den Wöhrder See verläuft.

Über die Sanierung der Gustav-Heinemann-Brücke hat Herr Dr. sc. techn. Peter Kosza am 14. Februar 2023 beim 23. Symposium Brückenbau in Leipzig berichtet. Der Beitrag wurde im Tagungsband / der Zeitschrift Brückenbau 1-2/2023 auf den Seiten 45 - 51 veröffentlicht.

Bauherr
Stadt Nürnberg, Servicebetrieb Öffentlicher Raum
https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/heinemannbruecke.html

Leistung LAP
Objekt- und Tragwerksplanung, Bauoberleitung und Bauüberwachung